Lockdown, Distanzunterricht, Isolation und Quarantäne! Plötzlich bekommt ein Fenster eine neue Bedeutung.

Blicken wir in eine unbeschwerte Zukunft? Zeigen sich Träume von fernen Ländern, die wir lange nicht bereisen konnten? Oder wird der Ausblick eher angstbesetzt, aufgrund der ungewissen Zukunft, der Klimakrise, der nicht enden wollenden Pandemie?

Welche Bedeutung bekommt das Innen? Ist es Gefängnis oder Schutzzone? Die Auseinandersetzung der 18- bis 20-jährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Leistungskurses und wie sie die schulischen und privaten Einschränkungen durch die Coronawellen der letzten Jahre verarbeiten, versprechen sehr spannende Ergebnisse und Einsichten in die Erlebniswelt junger Erwachsener.

Da zerschmelzen idyllische Aussichten auf den Italienurlaub („Flow of Time“) oder Müllberge drängen in den Innenraum unseres Lebens („Müllmann“). Sinnbilder von Zukunftsängsten?

Bringt vielleicht der Fensterputzer Klarheit oder wird die Aussicht am Ende doch nur vernebelt? „Einfach baumeln lassen …!“ –  der Künstler empfiehlt Gelassenheit im Titel.

Manches wirkt erstaunlich romantisch auf den ersten Blick. Doch die eisigen Dornen schließen die Balletttänzerin „Giselle“ ein, die Pilze in der surrealen Weltraum-Landschaft sind möglicherweise giftig („Im dunklen, dunklen Wald“) und selbst die Szene in Paris („Paris – c´est chez moi“) durchweht ein Hauch von Einsamkeit und Melancholie. Hat die junge Frau mit Blick auf den Eiffelturm überhaupt die Möglichkeit den Turm zu besichtigen?

„Was heißt Freiheit oder Nähe überhaupt? Daher habe ich in dem Gemälde „Das Wohnzimmer“ versucht zu vermitteln, dass alles, was wir denken zu wissen oder zu sein, verzerrt ist, egal wie real es uns erscheint“, schreibt die Künstlerin des Gemäldes „Das Wohnzimmer“ über ihr Bild.

Das könnte man auch auf die surreale Szenerie mit Birkenwald und orangem Interieur („Greifen nach der Vergangenheit“) beziehen. Was ist Innen, was Außen? Ein überaus virtuos gemaltes Verwirrspiel der Räumlichkeit.

Die Raumordnung im Bild „Unentschlossen“ scheint gänzlich aufgelöst in Farben und Formen. Menschen, Fenster und Uhren bevölkern einen bunten Kosmos und beim Betrachten weiß man nicht, ob es Bedrohliches oder freie Vielfalt ist, was einen in den Bann zieht.

Das Innenleben der Künstlerin von „Social Anxiety“ spiegelt sich in Farbe und Gestus – unbekleidet, schutzlos sitzt eine junge Frau am Fenster und blickt auf das Leben der Straße! Wird sie daran teilhaben oder hindert sie die „… die Ohnmacht des Menschen seine Komfortzone zu verlassen und ein Risiko einzugehen, um seine Träume zu verwirklichen, selbst wenn der Weg dazu direkt vor ihm liegt.“ (Kommentar zu „Im dunklen, dunklen Wald“)

Ein junger Mann mit Irokesenhaarschnitt eilt gleichermaßen vorbei an grauer Realität, als auch an Fenstern – oder sind es Bilder – von bunten Träumen und Welten voller Natur. Wohin führt sein Weg? Was wird nach dem Abitur passieren?

Kontrastiert werden die Gemälde in der Ausstellung mit Architekturmodellen, die für Nobelpreisträger der Literatur entworfen wurden. Auch hier spiegelt sich das Zuhause sowohl als Idealbild eines Refugiums, aber eben auch als eines Elfenbeinturms, abgeschieden von der Möglichkeit am Leben teilzuhaben. Sehen Sie dort Bob Dylan am Fenster?